Der Affenbrotbaum – Kandidat für den Klimawandelgarten?
Der Teufel riss einen Baum aus und steckte ihn mit den Zweigen voraus in den Boden, die Wurzeln ragten gen Himmel. So oder so ähnlich mag der Baobab zu seinem Aussehen gekommen sein. Wahlweise warf eine Hyäne aus Wut über ihr Aussehen den Baum zum Schöpfer hoch, der Baum flog aber nicht weit genug und stürzte kroneüber auf die Erde zurück. Die Mythologie afrikanischer Länder bietet also gleich mehrere Entstehungsmythen für den Baobab.
Botanisch betrachtet mag der Baobab, Adansonia digitata, als Malvengewächs im Vergleich dazu eher langweilig daherkommen, ist aber immerhin verwandt mit dem Kakaobaum, der Baumwolle und der Okra, was man nicht sofort erwarten würde. Spannender wird es dann wieder beim Blick auf die Beschaffenheit und die Verwendung des Baobabs. Der Stamm speichert Wasser in extremen Mengen und verholzt dadurch nicht so stark, seine Fasern bleiben nur locker miteinander verbunden. Die Feuchtigkeit lässt sich sogar als Trinkwasser nutzen, Elefanten mit ihren Stoßzähnen sogar die Rinde auf und kauen die inneren Fasern der Stämme.
Die Blätter finden als Gemüse und Suppeneinlage Verwendung, sie kommen mit einem nutzbaren Energiewert von knapp 300 kcal reinem Zucker (400 kcal) schon recht nah und sind damit als Energielieferant wertvoll. Sehr lecker sei das Fruchtfleisch, entweder direkt gegessen oder in Wasser zerstampft, berichtet ein Kollege aus dem Senegal. Das buy oder bouye genannte Getränk erinnere im Geschmack dann stark an Bananenshake. In einem weiteren Schritt lässt es sich dann zu einer dem Bier vergleichbaren Plörre vergären. Die Wurzeln können zu Farbstoff verarbeitet werden und die Fasern des Stammes (Bast) zu Seilen, Matten und Körben.
Ökologie und Anatomie des Baobabs geben Hinweise darauf, wie er sich bei fortschreitendem Klimawandel entwickeln wird, nicht zuletzt für die Beantwortung der Frage, ob der Baobab vielleicht in Mitteleuropa in der Zukunft eine Chance hat.
Es gibt nur ein Dutzend Arten in der Gattung Adansonia (Affenbrotbäume), die bekannteste ist A. digitata, was so viel heißt wie handförmiger Baobab. Namengebend sind die entsprechend geformten Blätter. Der Baobab kommt ausschließlich in West- und Ostafrika sowie im südlichen Afrika vor, und die meisten davon endemisch nur auf Madagaskar. Je nach Verbreitungsgebiet unterscheidet sich dieselbe Art stark in Wuchs und Aussehen.
Der hohe Wiedererkennungswert des Affenbrotbaums besteht sicher in dessen gedrungener Form mit einem weitgehend kahlen Stamm und einer ausladenden Baumkrone, die den größten Teil des Jahres unbelaubt ist. Im klassischen Sinn „schön“ würde man den Baobab nicht nennen…
Umso spannender sind die großen Veränderungen im Aussehen des Baums während seiner Entwicklung zum erwachsenen Baum. Als Jungpflanze treibt der Baobab eine Pfahlwurzel in die Tiefe, bildet später jedoch ein Flach- bzw. Seitenwurzelsystem aus (mehr Info zu Wurzelsystemen findest Du HIER). Der Überlebensvorteil ist offenbar: Die Bildung einer Pfahlwurzel dürfte weniger Energie kosten als die Bildung eines verzweigten Flachwurzelsystems. Der junge Baum kommt also mit weniger Energieaufwand an ausreichend Wasser. Später, wenn die Wasserversorgung über tiefliegendes Grundwasser wenigstens für den jungen Baum gesichert ist, ermöglicht die Bildung von flachen Wurzeln mit großer Oberfläche die Aufnahme großer Mengen von schnell versickerndem Wasser (während starker, aber seltener Regenfälle).
Die vier Entwicklungsphasen des Baobab
- Schösslinge wachsen in ihren ersten 12 – 15 Jahren zu einer Höhe von etwa fünf Metern heran, die Äste ragen im spitzen Winkel nach oben.
- Dann wächst der Stamm kegelförmig in die Breite bis zu einem Alter von 60 – 70 Jahren. In dieser Phase blüht er zum ersten Mal.
- In der dritten Phase wächst die Kegelform zur Flaschenform weiter, indem sich der obere Teil des Stammes stark verbreitert. Das Ende dieser Phase ist nach 200 – 300 Jahren erreicht.
- Die vierte und letzte Phase bis zum Lebensende ist durch starkes Breitenwachstum der Krone gekennzeichnet, der Stamm wird nur noch sehr langsam breiter. Die Pfahlwurzel stirbt in der letzten Phase ab, oft auch schon früher.
Wie aus wissenschaftlichen Quellen hervorgeht, ist das hohe Alter von Affenbrotbäumen eher Ausnahme als Regel. Vereinzelt gibt bzw. gab es zwar Baobabs mit einem sagenhaften Alter von über 2000 Jahren, die überwältigende Mehrheit scheint aber nicht wesentlich älter als 400 Jahre alt zu werden.
Wenig beruhigend ist allerdings das Absterben mehrerer alter Baobabs in den vergangenen 15 Jahren. So sind 6 der 10 ältesten erfassten Bäume in diesem Zeitraum entweder vollständig oder fast vollständig abgestorben. Das betrifft nicht nur den inneren Teil der Bäume (wo sich manchmal große Höhlen bilden), sondern auch die äußeren Teile, die mit der Zeit als neue Stämme in die Höhe wachsen. Eine Pflanzenkrankheit konnte als Ursache ausgeschlossen werden. Ob der Klimawandel verantwortlich ist? Das ist eine bislang unbewiesene Vermutung. Auffällig ist jedoch, dass gehäuft auch sehr viele andere „alte“ Baobabs in der gesamten Großregion einem Baumsterben zum Opfer fallen.
Der Baobab im Klimawandelgarten?
Sollten wir uns überlegen, Baobabs in Mitteleuropa in Parks und Gärten anzuplanzen? Das wäre eine sehr exotische Spielerei. Lasst uns das aber durchdenken: Baobabs sind nicht frosthart, allerdings überleben die erwachsenen Bäume durch ihre sehr dicke Rinde von über fünf Zentimetern sogar Buschbrände. Ich vermute daher, dass ein großer Baobab mindestens kurze Fröste überstehen würde. Problematisch dürften die ersten zwei Wachstumsphasen (siehe oben) sein, in der der Baum noch keine dicke Rinde hat. Man müsste also mit einer Kübelpflanzung anfangen. In welchen Kübel würde aber ein Baobab mit mehreren Metern Stammdurchmesser passen? Von der Pfahlwurzel ganz zu schweigen… Fazit: Das wird nichts mit dem Baobab in unseren Breiten. Schade eigentlich.