Die Agave ist der schönste Kaktus! Wirklich?

Nein, denn die Agave ist gar kein Kaktus. Was die beiden aber verbindet: Sie sind Sukkulente, was übersetzt soviel bedeutet wie „saftreiche Pflanze“.

Zugegeben, bis vor kurzem war mir selber nicht ganz klar, wie der Begriff „Sukkulente“ in die Systematik des Pflanzenreichs passt. Denn Sukkulente sind keine eigene botanische Gruppe, keine Klasse und auch keine Ordnung, sondern schlicht die saftreichen Pflanzen. Ob die Flüssigkeit in den Blättern, dem Stamm und der Wurzel gespeichert wird, spielt hierbei keine Rolle. Dass der Begriff keine Verwandtschaftsbeziehung innerhalb des Pflanzenreichs darstellt, sondern anatomische Merkmale aufgreift, hat zwei Konsequenzen: Innerhalb vieler Pflanzenfamilien kann es durchaus sukkulente wie auch nicht-sukkulente Arten geben, und die Abgrenzung zwischen den beiden kann oft nicht genau gemacht werden. Gerade bei Stamm- und Wurzelsukkulenten ist das schwierig.

Spitzweg, Der Kaktusfreund. Zu sehen sind auch Agaven… Quelle: Wikipedia.de

Die bekanntesten Sukkulenten sind sicher Kakteen, Agaven und Aloen.

Kakteen speichern Flüssigkeit im meist gerippten Stamm, sie haben selten Blätter. Auf den Rippen stehen die sogenannten Areolen. In den Areolen spielt sich die Fortpflanzung der Kakteen ab: Als extrem verkürzte Triebe wachsen aus ihnen die Blüten und Früchte sowie die Dornen (die keine Stacheln sind). Kakteen können oft blühen.

Agaven speichern Flüssigkeit in den Blättern, die rosettenförmig stehen, sie haben entweder einen sehr kurzen oder gar keinen Stamm. Agaven blühen ein einziges Mal und sterben danach ab. Die Blattenden sind spitz. Agaven sind frosthart, und das ist auch einer der Unterschiede zu den Aloen, mit denen Agaven manchmal verwechselt werden. Fun Fact: Sisal wird aus Agavenfasern gewonnen. Noch ein Fun Fact: Agaven zählen seit einigen Jahren zu den Spargelgewächsen, siehe unten.

Aloen dürfen keinem Frost ausgesetzt werden. Sie blühen sehr oft, sobald sie fortpflanzungsfähig sind. Ein auffälliger Unterschied zwischen Agaven und Aloen sind die oft verletzlichen Blattoberflächen der letzteren – das trifft allerdings nur auf die eher kleinen Pflanzen in unseren Gärten zu. Die großen, industriell genutzten Aloen haben so zähe, feste Oberflächen wie Agaven. Viele alte Aloen entwickeln einen ausgeprägten Stamm, da aus ihm permanent Blätter wachsen. Schneidet man sie ab, verhärtet er.

Neben den Kaktusgewächsen/Cactaceae, den Aloen und Agaven kenn man als Pflanzenfamilien mit vielen sukkulenten Arten noch Bromeliengewächse/Bromeliaceae, Dickblattgewächse/Crassulacea und Wolfsmilchgewächse/Euphorbiaceae.

Gartenbauer und -bäuerinnen sollten sicher mehr Sukkulenten in ihren Garten bringen. Sukkulenten reduzieren den kontinuierlichen Wasserbedarf drastisch und sind außerdem in der Lage, das flutartige Wasser starker Regenfälle besser zu nutzen, als andere Pflanzen dies können. Schließlich ist Sukkulenz eine Überlebensstrategie, die sich speziell für solche Umweltbedingungen als erfolgreich erwiesen hat.

Hurra, Fehler auf Wikipedia! Im Eintrag „Sukkulente“ wird in der dort befindlichen Tabelle als erste Pflanzenfamilie Agavaceae/Agavengewächse genannt. Weiter unten steht dort auch die Familie Asparagaceae/Spargelgewächse. Wie richtigerweise in einem anderen Eintrag auf Wikipedia („Agavengewächse“) vermerkt ist, wurde die Familie der Agavengewächse aufgelöst; deren Arten sind nun als Unterfamilie Agavoideae unter den Spargelgewächsen geführt. Des Weiteren listet derselbe Eintrag Affodilgewächse/Asphodelaceae als Familie, doch diese steht jetzt als Unterfamilie unter den Grasbaumgewächsen. Das ist einigermaßen relevant, weil die Aloen zu den Affodilgewächsen gehören.

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